Näheres zur Dorfkirche

Der Heilige Laurentius, ein im Jahre 258 verbrannter Märtyrer, ist wohl Namensgeber der ersten Kapelle im Dorf. Dieses Kirchlein war Filiale von Enkirch; Lötzbeuren hatte aber schon vor der Trennung von der Mutterkirche einen eigenen Pfarrer.

Noch ein gutes Jahrhundert nach der Reformation wurde die jetzt lutherische Fachwerk-Kirche als „feines und gutes Gebäu“ bezeichnet, jedoch etwa fünfzig Jahre später wegen Baufälligkeit abgerissen. Lediglich der Turm blieb davon verschont.

Eine neue Kirche entstand an gleicher Stelle mitten im Dorf und inmitten des Gottesackers. Baubeginn war der 8. April 1717, und schon am Vortag des Heiligen Abends 1718 hatten die Christen aus Lötzbeuren, Raversbeuren und Hahn, die ein gemeinsames Kirchspiel bildeten, ihr Werk vollendet. Der Bau fiel in die Amtszeit von Pfarrer Laurenz(ius) Schick sein Vorname stellt quasi eine Brücke zur alten Laurentiuskapelle dar.

Fünfzehn mal 10,80 Meter maß die neue Kirche ohne den Turm. Sie hat einen dreiseitigen Chorraum-Abschluß und ein Tonnengewölbe. 1827 fiel der alte Turm an der Westseite zusammen, ein neuer dreigeschossiger wurde 1828 auf den alten Fundamenten hochgemauert. Von den ehemals drei Eingängen (einer zum Oberdorf, einer zum Unterdorf hin und einer im Turm, der jedoch wegen der herabhängenden Glockenseile versperrt blieb) ist heute noch die Turmtür übriggeblieben.

Von innen betrachtet zählt das kleine Gotteshaus sicher zu den Kleinodien im Kirchenkreis. Die Farbenvielfalt an den Emporen, der Kanzel und der Orgel zieht den Betrachter sofort an. Als Ende der fünfziger Jahre bei Innenrenovierungen durch die Unachtsamkeit eines Arbeiters eine kleine Fläche des Deckenputzes herab fiel und dadurch verdeckte Malereien zum Vorschein kamen, wurde in der Folge das Kirchenschiff völlig restauriert.

Auch an anderen Stellen in der Kirche stießen die Restauratoren auf ältere und zwischenzeitlich übermalte Bilder. Offenbar hatten frühere Generationen die Bilder zum Schutz vor Diebstahl überpinselt, oder sie legten keinen Wert mehr auf die alten Darstellungen. An der Decke versuchte der unbekannte Künstler, ein Himmelsgewölbe darzustellen.

Die neueren Bilder an der Orgel, der Kanzel, dem Presbyter und Pfarrgestühl und den Emporen stammen wahrscheinlich aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. An den Emporen finden wir einen Alttestamentlichen und einen Neutestamentlichen Zyklus. Ein Bußzyklus ist am Presbyter und Pfarrgestühl zu entdecken.

Die freigelegten älteren Werke an der Kanzel, schlicht und etwas ungelenk dargestellt, gehen angeblich, obschon sehr umstritten, auf Pfarrer Caspar Streccius in der Zeit des 30jährigen Krieges zurück. Die an der nachträglich gebauten Orgelempore befindlichen Bildern zeigen verschiedne Apostel sowie König Dawid und die Heilige Cäcilia, Schutzpatronon der Kirchenmusik. In der Mitte plaziert ist Jesus, der Welten Heiland.

Insgesamt zieren rund 50 Bilder die Kirche. Die meisten davon gehen auf den Kirner Maler Engisch und Schule zurück, oft von der Vorlage der Merianbibel inspiriert.

Die Kanzel ist aus der Vorgängerkirche und hatte ihren Platz zunächst hinter dem gemauerten Altar. Sie wurde mit dem Einbau der Orgel an die Südwand gesetzt. Die einmanualige Orgel (9 Register) mit dem Barockprospekt stammt aus der berühmten Werkstatt Stumm aus Rhaunen-Sulzbach. Sie wurde 1745 direkt über den Altar in den Chor eingebaut und kostete 300 Taler und zwei Maß Korn.

Drei Glocken hängen im Kirchturm. Die älteste heißt im Volksmund „Trierische“, weil mit ihren Klängen die Leibeigenen des Trierer Erzbischofs auf den Kirchplatz gerufen wurden. Sie stammt aus dem 16. Jahrhundert. Die zweite Glocke (von 1609) stammt aus der Trierer Werkstatt von Johannes Hellings und Peter von Trier. Eine dritte wurde im 18. Jahrhundert geschaffen, sie hat wie die älteste Glocke einen Durchmesser von 70 Zentimetern. Die beiden letztgenannten sollten im Krieg eingeschmolzen werden, kehrten jedoch 1947 nach Lötzbeuren zurück.

Aus dem Verzeichnis der Kulturdenkmäler

Ev. Kirche
Zweiachsiger Saalbau, 1117/18
Neuromanischer Westturm, 1828,
Architekt F. Nebel, Koblenz

Oberstraße 3/5
Fachwerkhaus, tlw. Massiv,
verschiefert bzw. verkleidetes Mansarddach
wohl spätes 18 Jh.

Oberstraße 11/13
Fachwerkhaus, 19. Jh.
Nr. 11 tlw. Verputzt bzw. verschiefert
Nr. 13 tlw. Massiv

Oberstraße 12
Winkelhof;
Fachwerkhaus, tlw. verschiefert, 19. Jh.
Fachwerkscheune und –stall, 18./19. Jh.

Unterstraße 2
Fachwerk, tlw. massiv bzw. verschiefert
Mansarddach, wohl um 1800

Unterstraße 4
Fachwerkhaus, tlw. massiv,
im Kern 18. Jh., rückwärtiger Fachwerkanbau

Unterstraße 8/10
Hofanlage, 19. Jh.;
Wohnhaus mit Kniestock, tlw. verschiefert,
Fachwerk-Stallscheune, tlw. verschiefert

Unterstraße 16
Fachwerkhaus, tlw. verschiefert, Mansarddach, Anfang 19.Jh.

Unterstraße 24
Hofanlage, 19. Jh. Fachwerk-Quereinhaus, tlw. massiv bzw. verschiefert,
ehem. Fachwerk-Stall oder Backhaus, tlw. massiv

Weimerstraße 2
Hofanlage; Fachwerkhaus, tlw. verputzt, Mansarddach, um 1800,
Fachwerkstall und –scheune, bez. 1852

Weimerstraße 4
Fachwerkhaus, tlw. massiv bzw. verschiefert, 18 Jh.